Ende

Hiermit ist mein "Homo Faber Blog" zu Ende.
Ich werde den Blog nicht mehr aktualisieren und keine weiteren Posts hinzufügen.
Der Blog hat es zwar - mit diesem Eintrag - "nur" auf 13 Posts gebracht, aber ich hoffe, er hat euch gefallen.

Fazit und Homo Faber - Der Film

Am Anfang fand ich das Buch noch gut, doch die Spannung nimmt im Laufe des Buches ab und am Ende war jede einzelne Seite eine Qual, nach dem Schlangenbiss wurde das Buch extrem zäh und langweilig und meine einzige Motivation war, das Buch endlich fertig gelesen zu haben.
Nun weiß ich zwar immer noch nicht zu 100%, was das Schiff auf dem Cover zu bedeuten hat, aber ich vermute, dass es die Schiffsreise symbolisieren soll, auf der Walter Faber seine Tochter Sabeth kennenlernt.




Zu dem Buch Homo Faber gibt es auch einen Film. Er ist 1991 erschienen und ab 12 Jahren freigegeben. Er startete wenige Wochen nach Max Frischs Tod. Sam Shepard spielt Walter Faber, Julie Delpy Sabeth und Barbara Sukowa spielt Hanna. Der Film bekam wie das Buch sehr gute Kritiken.
Weitere Informationen zu dem Film findet ihr auf Wikipedia.





Außerdem ist hier der Trailer zum Film:

Seite 100 bis 125 - Walter und Sabeth

Das ist mein letzter Post über Leseeindrücke. Er handelt von den Seiten 100-125.
Faber trifft Sabeth in Paris wieder und geht mit ihr in die Oper. Nach einer Konferenz beschließt er, etwas Urlaub zu nehmen und Sabeth auf ihrer Reise nach Griechenland zu begleiten. Sie reisen durch Rom und verbringen eine glückliche und schöne Zeit miteinander.

In Paris finden die beiden wieder zusammen und als sie sich wieder trennen wollen, schlägt Walter ihr vor, zusammen mit ihm in die "Opéra" zu gehen, um sie nicht gehen zu lassen, sie nicht zu verlieren.
Bei seiner Konferenz konzentriert er sich auf die Beschreibung von Professor O., die gruselig und hektisch wirkt.
Faber erzählt so, als wäre der Professor ein Monster.
"Sein Gesicht ist kein Gesicht mehr, sondern ein Schädel mit Haut drüber, sogar mit Muskeln, die eine Mimik machen, und die Mimik erinnert mich an Professor O., aber es ist ein Schädel, sein Lachen viel zu groß, es entstellt sein Gesicht, viel zu groß im Verhältnis zu den Augen. [...]
Er hat einen Bauch, was er nie gehabt hat, einen Ballon von Bauch, der unter den Rippen hervorquillt, alles andere ist mager, seine Haut wie Leder oder wie Lehm, ..." (S. 102/ 103)
Dann tritt er mit Sabeth die Reise an. Er leidet etwas unter ihrem "Kunstbedürfnis", wie er es auf Seite 107 nennt.
Er jammert über die ganzen Museen, in die Sabeth ihn zerrt.
"Was mir Mühe machte, war lediglich ihr Kunstbedürfnis, ihre Manie, alles anzuschauen." (S. 107)
"Ich kann mit Museen nichts anfangen." (S. 108)
"Ich langweilte mich bloß." (S. 110) 

Er unterhält sich mit Sabeth und lernt sie und ihr Weltbild kennen, wie ich bereits in dem Post "Wie positioniert sich Walter zu seiner Beziehung zu Sabeth?" erwähnt habe.
Er wird sich über die Unterschiede zwischen ihm und Sabeth, der "Jugend", bewusst, was ihn allerdings nicht daran hindert, weiter in Sabeth verliebt zu sein.
Diese neckt ihn mit der Behauptung "Du tust wie ein Papa." (S. 115), ohne zu ahnen, dass Walter tatsächlich ihr Vater ist. ("Wie positioniert sich Walter zu seiner Beziehung zu Sabeth?")

Auf Seite 117-119 sprechen Sabeth und Walter über Sabeths Mutter und Walter erfährt, dass Hanna ihre Mutter ist. Er glaubt fest daran, dass Joachim ihr Vater ist, weil er Angst davor hat, dass er es sein könnte und weil er natürlich nicht in seine Tochter verliebt sein will! Doch er lässt das Gefühl von Angst und Verzweiflung nicht zu und versteckt seine Gefühle hinter seinem Glauben und Hoffen, dass er nicht der Vater ist.

Schließlich beteuert Walter noch einmal seine Unschuld, lässt seine Zeit mit Sabeth noch einmal kurz Revue passieren und bereut, sie in Paris gesucht zu haben. Dann erzählt er rückblickend von einer Mondfinsternis in Avignon, nach der er und Sabeth Sex hatten. Das wird zwar nicht so gesagt, doch ich finde es ziemlich eindeutig.
"Was ist denn meine Schuld? Ich habe sie auf dem Schiff getroffen, [...] Sie war mir aufgefallen. Ich habe sie angesprochen [...], ich habe dem Mädchen nicht nachgestellt. Ich habe dem Mädchen nichts vorgemacht, [...] Ich habe einen Heiratsantrag gemacht, ohne verliebt zu sein, und wir haben sofort gewusst, dass es Unsinn ist und Abschied genommen. Warum habe ich sie in Paris gesucht! [...] 
und in Avignon wohnten wir [...] im gleichen Hotel, aber nicht einmal auf der gleichen Etage; ich dachte nicht einen Augenblick daran, dass es dazu kommen würde.
Ich erinnere mich genau. Es war die Nacht mit der Mondfinsternis..." (S. 134/ 124)
 "..., und zum ersten Mal hatte ich den verwirrenden Eindruck, dass das Mädchen, das ich bisher für ein Kind hielt, in mich verliebt war. Jedenfalls war es das Mädchen, das in jener Nacht [...] in mein Zimmer kam - " (S. 125)

Das waren meine Leseeindrücke,  in diesen 25 Seiten passiert ziemlich viel. Bis auf die Konferenz war alles angenehm zu lesen.

Walter Fabers Vorliebe für Maschinen

Walter Faber hat eine große Vorliebe für Maschinen; sein Ziel ist scheinbar, eine Maschine zu sein.
Ich werde dafür Gründe in seiner Persönlichkeit herausstellen.


Faber ist Techniker, daher hat er schon beruflich bedingt viel mit Maschinen zu tun und hat sie in den Jahren als Techniker zu schätzen gelernt. Er sieht die Welt so wie sie ist. Er lehnt Fantasie grundsätzlich ab, weil diese sich nicht erklären lässt und er nicht versteht, warum man sich etwas vorstellen und einbilden soll, was nicht da ist und was sich doch technisch erklären lässt.
"Ich bin Techniker und gewohnt, die Dinge zu sehen, wie sie sind." (S. 24)
"Warum soll ich erleben, was gar nicht ist?" (S. 25) 
"Ich weigere mich, Angst zu haben aus bloßer Fantasie, beziehungsweise fantastisch zu werden aus bloßer Angst, geradezu mystisch." (S. 25)

Faber sieht den Techniker als Beherrscher der Natur. Technik siegt über die die Natur, Maschinen beherrschen die Natur.
"Wir leben technisch, der Mensch als Beherrscher der Natur, der Mensch als Ingenieur, ..." (S. 107)
Auf dem Schiff nach Europa kommt er vor Sabeth ins Schwärmen. Wie toll Maschinen doch sind! Er meint sogar, dass sie teilweise besser als Menschen sind. Er bewundert, dass Roboter keine Ängste und Hoffnungen haben. Maschinen bedeuten für ihn Perfektion und Vollkommenheit.
"[...] Reflexe, die eine Maschine ebensogut erledigen kann wie ein Mensch, wenn nicht sogar besser. [...] und eine Aufgabe, die bisher das ganze Leben eines Mathematikers erfordert hätte, wird in Stunden gelöst und zuverlässiger gelöst, weil sie, die Maschine, nichts vergessen kann, weil sie alle eintreffenden Informationen, mehr als ein menschliches Hirn erfassen kann,..." (S. 74/75)
"Vor allem aber: die Maschine erlebt nichts, sie hat keine Angst und keine Hoffnung, die nur stören, ..." (S. 75)
Da er Gefühle, wie Angst oder Hoffnung, als störend empfindet, verschließt er sich vor seinen eigenen Gefühlen. Statt eine Mondfinsternis zu genießen und zu staunen, beginnt er, Sabeth die Vorgänge zu erklären. Er ist beunruhigt, wenn er etwas nicht erklären kann. Für ihn ist es wichtig, alles erklären zu könne, was einen weiterer Grund für seine Vorliebe für Maschinen darstellt.
"Die bloße Tatsache, dass drei Himmelskörper [...] gelegentlich in einer Geraden liegen, was notwendigerweise eine Verdunklung des Mondes verursacht, brachte mich aus der Ruhe, als wisse ich nicht ziemlich genau, was es mit einer Mondfinsternis auf sich hat." (S. 124)
"Ich erklärte dem Mädchen [Sabeth] noch, wieso der Mond, vom Erdschatten gänzlich überdeckt, trotzdem so viel Licht hat..." (S. 124)

Walter Faber ist ein vollkommener Rationalist und vertraut Tatsachen, Statistiken und Formeln mehr als Gefühlen. Das wird vor allem auf S. 106 deutlich, wo Faber über Schwangerschaften und Fortpflanzung nachdenkt. Aus seiner Sicht kann man mit Zahlen und Fakten jede Situation beschreiben.
„Ein Blick auf die Statistik: Rückgang der Tuberkulose beispielsweise, Erfolg der Prophylaxe, Rückgang von 30% auf 8%.“ (S.106)
Er will auch perfekt sein; er bewundert Maschinen und Technik; und rasiert sich ständig. Ich finde, es wirkt so, als ob Faber so wie eine Maschine - perfekt - sein will, um der Natur zu entkommen. Er unterliegt fast schon einem Rasierzwang.
"Ich wollte mich rasieren." (S. 27)
Beim Rasieren ist er von der Technik abhängig, da er einen Rasierapparat benutzt, doch die Technik hat ihre Grenzen und diese bekommt Walter Faber auch zu spüren.
In der Wüste kann er sich nicht rasieren und selbst die Technik kann Sabeth, seine Tochter, nicht vor dem Tod retten.
Schließlich muss er eingestehen, dass Maschinen und Technik nicht so perfekt und vollkommen sind, wie er gedacht hat und gibt seinen Job als Ingenieur auf.


Abschließend kann man sagen, dass Walter Faber eine sehr große Vorliebe für Maschinen und Technik hat, die im Laufe des Buches aber immer weiter zerbröckelt, weil er vor die Grenze der Technik gestellt wird.
Am Ende des Buches entscheidet er sich gegen die Technik, indem er seinen Beruf aufgibt.

Wie positioniert sich Walter zu seiner Beziehung zu Sabeth?

Heute werde ich klären, wie sich Walter Faber zu seiner Beziehung zu Sabeth positioniert. Dabei werde ich auf die Seiten ab dem ersten Treffen auf Seite 69, als Faber sie zum ersten Mal bemerkt, bis 123 eingehen.


Walter Faber lernt Sabeth auf dem Schiff nach Europa kennen. Sie steht vor ihm in der Schlange und vor Langeweile betrachtet Faber sie genauer. Später meint er, dass er sich genau an ihr Aussehen erinnert ("Sie trug (ich erinnere mich genau) einen schwarzen Pullover..." (S. 70) ), daher muss sie ihm aufgefallen sein.
Von da an schaut er ihr des Öfteren beim Ping-Pong spielen zu.
"Ab und zu blieb ich wieder beim Ping-Pong stehen, ..." (S. 71)
Obwohl sie einen Freund oder Verlobten hat, wie Walter Faber vermutet, interessiert er sich doch für sie und als er einen Ping-Pong-Ball für sie aufhebt, wirkt es so, als wolle er ihre Aufmerksamkeit bekommen.
Doch das will er sich nicht eingestehen, denn er beteuert "ohne mich aufzudrängen" (S. 71). Und später: "Ich stellte ihr nicht nach." (S. 72) und "Keinesfalls wollte ich mich aufdrängen." (S. 83).

Er spielt mit Sabeth Ping-Pong, scheint jedoch ein wenig eifersüchtig auf ihren Freund zu sein, als er erzählt:
"Ihr Partner vom Nachmittag, ein Jüngling mit Schnäuzchen, spielte natürlich viel imposanter." (S. 72)
Das merkt auch Sabeth, denn sie meinte, er sei eifersüchtig (S. 73).
Er unterhält sich immer öfter mit Sabeth, schwärmt ihr von Maschinen vor.
Sie erinnert ihn an Hanna, auch wenn ihm ein Vergleich der beiden an den Haaren herbeigezogen vorkommt. Er verwirft den Gedanken. Sabeth findet ihn zunächst komisch.

Schließlich macht Faber Sabeth einen Heiratsantrag, der allerdings nur in vier Zeilen erwähnt wird und daher für mich rätselhaft bleibt.
"..., und fragte, ob sie mich denn heiraten würde.
Sabeth errötete.
Ob ich das ernst meinte?
Warum nicht?" (S. 95)
 Nach der Schiffsreise trennen sich die Wege der beiden, doch Walter Faber geht mehrmals in den Louvre, in der Hoffnung sie wiederzusehen, obwohl er sich nicht wirklich für Kunst begeistern kann.
"Anderntags (Sonntag) ging ich in den Louvre, aber von einem Mädchen mit rötlichem Roßschwanz war nichts zu sehen." (S. 99)
 Er trifft das Mädchen schließlich wieder, lädt sie in die Oper ein und begleitet sie auf ihrer Reise nach Griechenland. Sabeths "Kunstbedürfnis" ist für ihn als Techniker und Rationalisten schwer zu ertragen (S. 107), doch er ist trotzdem glücklich.
Er erkennt, dass Sabeth anders denkt als er, der schon viel Erfahrung gesammelt hat. Er hält sie für naiv. Faber meint, dass für sie nur die Zukunft zählt und dass sie sich über alles freut.
"Das machte mich eifersüchtig, mag sein, ..." (S. 109)
Als er auf S. 118 erfährt, dass Hanna ihre Mutter ist, denkt er darüber nach, dass Sabeth sein Kind sein könnte, beschließt dann aber, dass sie Joachims Kind sein muss. Er will einfach nicht wahrhaben, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit sein Kind ist, da er sich mittlerweile in sie verliebt hat.
"Dabei dachte ich nicht einen Augenblick daran, dass Sabeth sogar mein eignes Kind sein könnte. Es lag im Bereich der Möglichkeit, theoretisch, aber ich dachte nicht daran. Genauer gesagt, ich glaubte es nicht. (S. 118)
In einem Hotel melden sie sich als "Miß Faber und Mister Faber" (S. 122) an.

Auffällig ist, dass Walter Faber das ganze Buch über beteuert, dass er nicht wusste, dass sie sein Kind ist. Sonst hätte er seiner Meinung nach anders gehandelt. Somit beteuert er seine "Unschuld".


Durch Sabeths Liebe lernt er, Gefühle zuzulassen und zu zeigen. Er verliebt sich in sie und sie sich in ihn. Aus ihrer Begegnung entwickelt sich eine Beziehung, obwohl sich die beiden in ihren Interessen und in ihrer Weltanschauung unterscheiden.

Seite 56 bis 99 - von Venezuela bis Paris

Nun werde ich meine Leseeindrücke von Seite 56 bis 99 festhalten.
Inhaltlich geht es nach einer kurzen Rückblende zu der geplatzten Hochzeit von Hanna und Walter um Walters Rückreise nach New York, wo er bereits von Ivy erwartet wird. Diese tut so, als hätte sie Walters Brief aus der Wüste (mein Vorschlag) nicht erhalten.
Er entscheidet sich für eine Schiffsreise statt dem geplantem Flug und trifft dort auf seine Tochter Sabeth, die er als solche nicht erkennt, obwohl er eine gewisse Ähnlichkeit zu Hanna bemerkt. Er unterhält sich hin und wieder mit ihr und findet sie recht sympathisch. Schließlich verabschieden sie sich und W. Faber verbringt ein paar Tage in Paris.
Dann kommt noch eine kurze Rückblende, in der es um Fabers erste Erfahrung mit einer Frau geht.

Die Textstellen mit Ivy sind sehr hektisch geschrieben. Es wird immer abwechselnd gesagt, was W. Faber und was Ivy macht, auch wenn das manchmal keinen Bezug zueinander hat.  
 "Ivy kämmte sich noch immer. 
Ich erzählte von meiner Notlandung - 
Ivy pinselte ihre Wimpern." ( S. 59)
 Das lässt die ganze Situation gehetzt wirken.
Außerdem wechselt die wörtliche Rede ins Englische, was mich zusätzlich verwirrt hat. Vorher war die wörtliche Rede ganz normal deutsch gewesen; die Kombination aus deutschem Text und englischer wörtlicher Rede betont die Hektik.
" "Eleven o'clock tomorrow morning."
Ich wiederholte es.
"You're ready?" fragte ich... " (S. 60)
Dieses Sprach-Mischmasch setzt sich auch auf dem Schiff fort. Dort tauchen zwischen den Hypotaxen immer öfter Parataxe auf.
"Ich wollte auf Deck.
Ich wollte allein sein -
Ich war betrunken." (S. 85)
Die Beziehung zwischen Walter und Sabeth ist etwas undurchsichtig, weil Walter sich einerseits für Sabeth interessiert, er jedoch keine Beziehung mit ihr eingehen will. Trotzdem fragt er sie, ob sie ihn heiraten will... (S. 94/ 95) Dann nimmt er jedoch Abschied von ihr und erwartet nicht, sie noch einmal zu sehen.
Sein Besuch im Louvre könnte zwar als ein Versuch gewertet werden, Sabeth wiedersehen zu wollen, doch es kann auch sein, dass er den Louvre aus reinem Interesse besucht hat und nur im Hinterkopf hatte, das er das Mädchen wiedertreffen könnte, doch im Buch steht nichts genaueres dazu.
 "Anderntags (Sonntag) ging ich in den Louvre, aber von einem Mädchen mit rötlichem Roßschwanz war nichts zu sehen, dabei verweilte ich eine volle Stunde in diesem Louvre." (S. 99)

In Paris mischen sich dann sogar 3 Sprachen - Deutsch, Englisch und Französisch.
" "Il est bon?"
Ich hasse Minderwertigkeitsgefühle.
"It's ok", sagte ich und ich ließ mich nicht einschüchtern... " (S. 98)

Insgesamt waren die Seiten 56-99 angenehm zu lesen. Die ruhige Schiffsreise steht im Kontrast zu dem sehr hektischen Aufenthalt mit Ivy in New York und der ebenfalls recht unruhigen Situation in Paris.

"Es war Hanna, die nicht heiraten wollte, ..." (S. 57) - Die geplatzte Hochzeit

Auf S. 56/ 57 erfährt man von Hannas und Walters geplatzter Hochzeit und von Hannas Entschluss, Walter nicht zu heiraten.
"Es war Hanna, die nicht heiraten wollte, ..." (S. 57)
Doch von welchen Faktoren war Hanna bestimmt? Ich werde dieses klären und einen Tagebucheintrag aus ihrer Sicht nach der geplatzten Hochzeit verfassen.

Faktoren, von denen Hanna bestimmt ist:
  • Sie ist sich unsicher, ob Walter sie aus Liebe heiratet oder nur, weil er zeigen will, dass er kein Antisemitist ist. Sie vermutet, dass Walter sie nur heiratet, weil er das "muss", damit sie nicht ausgewiesen wird.
  • Sie hatte sich mit Walter wegen dem Kind gestritten und konnte ihm nicht verzeihen, wie er sich verhalten hatte, als sie ihm die Schwangerschaft offenbarte. Hanna hatte erwartet, dass es sich stärker würde und war etwas von Walter enttäuscht.
  • Hanna war sich auch etwas unsicher, ob sie auf Dauer an Walter gebunden sein sollte, da die beiden durch ihre unterschiedlichen Interessen und Charaktere nicht selten aneinandergerieten, obwohl sie sich insgesamt ganz gut verstanden. Sie fragte sich, ob sie auf Dauer miteinander auskommen würden.
Hannas Tagebucheintrag nach der geplatzten Hochzeit
So könnte ich mir vorstellen, wie ein Tagebucheintrag aus ihrer Sicht nach der geplatzten Hochzeit lauten würde:

Liebes Tagebuch,
der heutige Tag sollte ein wunderbarer und wichtiger Tag in meinem Leben sein. Heute wollten Walter und ich heiraten, deshalb sollte ich eigentlich freudestrahlend wunderbare Worte hier reinschreiben. Doch es kam alles anders, ich konnte es einfach nicht. Warum sollten wir heiraten, wo es doch vorher gut geklappt hatte zwischen uns? Sollte man nicht aus dem Wunsch zu heiraten diesen Schritt gehen und nicht wegen einem Gesetz?
Ich habe das Gefühl, dass sich Walter schon wegen dem Kind ein wenig von mir distanziert. Er nennt es "mein Kind" und ist ziemlich verunsichert. Außerdem muss er nach Bagdad. Ich kann ihn nicht heiraten, aber ich will ihn auch nicht verlieren. Doch ich werde den Gedanken nicht los, dass er mich nicht aus Liebe heiratet, sondern weil er sich dazu verpflichtet fühlt.
Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Eine Heirat hätte vieles einfacher gemacht, doch wie gesagt, ich kann es einfach nicht.

Wo wird W. Faber von seiner Vergangenheit eingeholt?

Ab S. 10 kommt W. Faber immer wieder mit seiner Vergangenheit in Berührung.

"Sein Gesicht (rosig und dicklich, wie Joachim nie gewesen ist) erinnerte mich doch an Joachim." (S.10)
Er erfährt mehr über Joachim und Hanna und denkt auch über seine Vergangenheit nach. Dem ersten Auftauchen seiner Vergangenheit in sein Leben folgen weitere Einbrüche und Erinnerungen.

Während im Flugzeug alle mit Schwimmwesten sitzen bricht aus W. Faber die Geschichte seiner früheren Fischvergiftung in Tampico heraus. Es scheint so, als wolle er damit aus der Situation flüchten und sich ablenken.
"Ich erzählte ihm die ganze Geschichte meiner langweiligen Fischvergiftung in Tampico, 1951, also vor sechs Jahren -" (S. 17)

In der Wüste kommt heraus, dass Herbert Joachims Bruder ist. Faber fragt ihn danach, weil Herbert ihn an Joachim erinnert.
"Übrigens.", sagte ich, "sind sie irgendwie verwandt mit einem Joachim Hencke, der einmal in Zürich studiert hat?" Es kam mir ganz plötzlich, als wir so standen, die Hände in den Hosentaschen, den Rockkragen heraufgestülpt; wir wollten gerade in die Kabine steigen. "Joachim?" sagte er, "das ist mein Bruder." (S. 25)

Auf Seite 28 - 29 erfährt Faber von Herbert, dass Joachim Hanna geheiratet hat. Auf Seite 31 und 32 erzählt ihm Herbert noch mehr und auf Seite 33 denkt Faber über seine Vergangenheit mit Hanna nach.
"Hanna hat mit auch nie einen Vorwurf gemacht, dass es damals nicht zur Heirat kam. Ich war bereit dazu. Im Grunde war es Hannah selbst, die damals nicht heiraten wollte." (S. 33)

Schließlich kommt W. Faber auf Seite 45 - 48 zur ganzen Geschichte. Er denkt darüber nach, als er den Jeep packt, ich vermute um sich bei der Arbeit abzulenken. Der Buchtitel "Homo Faber" wird aufgelöst. Hanna scheint eine wichtige Rolle zu spielen.
"Ich nannte sie eine Schwärmerin und Kunstfee. Dafür nannte sie mich: Homo Faber." (S. 47)


Während des Buches erfährt man immer mehr über W. Fabers Vergangenheit.  Die "Rückblenden" werden immer länger und enthalten immer mehr Informationen. Es scheint so, als lässt sich Faber immer mehr auf seine Vergangenheit ein und sieht, dass er nicht vor ihr fliehen kann. Faber lässt immer mehr Erinnerungen und auch Gefühle zu. Er verändert sich.

Wie geht die Reise mit dem Zug weiter?

W. Faber beschließt, mit Herbert mitzufliegen und seinen alten Freund Joachim zu besuchen. Er fährt mit Herbert nach einem kurzen Hotelaufenthalt in Campeche (S. 34) mit dem Zug in das kleine Dorf Palenque, wo die beiden 5 Tage lang bleiben (S. 37-45).

Die Zugfahrt wird nur sehr kurz geschildert (S. 35-36). Faber fragt Herbert nach Hanna und Joachim, doch ansonsten schlafen die beiden hauptsächlich.
Der Aufenthalt in Palenque dagegen wird lang und breit von S. 37-45 geschildert. Es kommt einem ewig vor und nicht nur wie 5 Tage. Man erfährt nichts weiter über Fabers Vergangenheit und seine Gefühle. Herbert und Joachim lernen Marcel, einen Kunsthistoriker kennen, mit dem sie ihre Reise schließlich fortsetzen.

Nach der Zugfahrt und dem Aufenthalt in Palenque fahren die 3 mit dem Jeep nach Guatemala zu Joachims Plantage.

W. Fabers Brief an Ivy aus der Wüste

Auf Seite 30 schreibt Faber an Ivy aus der Wüste einen Brief.
"Ich schrieb also an Ivy. Lange schon hatte ich das Bedürfnis, einmal sauberen Tisch zu machen. Endlich einmal hatte ich die Ruhe und Zeit, die Ruhe einer ganzen Wüste." (S. 30)
Dies ist mein Vorschlag, wie Fabers Brief an sie lauten könnte:


My Dear!

Ich bin hier, nach Flugzeugabsturz, in der Wüste. Sechzig Meilen weit weg von der Straße. Es ist heiß, schönes Wetter, nicht verletzt, obschon man kaum etwas machen kann. Keinen elektrischen Strom. Ich spiele mit dem Bruder eines alten Freundes Schach auf Coca-Cola-Kisten in Unterhosen. Ein Helikopter holt unsere Briefe und eine Mutter mit Kindern. Bläuliche Berge in der Ferne.
Ich weiß, du willst wissen, was ich fühle und denke. Ich muss es dir sagen. Die Liebe meines Lebens habe ich nicht geheiratet. Konnte es nie verkraften, obschon du sehr nett bist und ich dich durchaus gerne mag. Verstehe nicht, wieso du mich heiraten willst, regen wir uns doch über jegliche Kleinigkeiten auf. Denk an den Studebaker. Du wolltest ihn. Wir hatten solchen Streit deswegen. Du sagst mir ständig, was dir an mir stört, dass ich egoistisch sei, keinen Geschmack hätte und mit Frauen nicht umgehen könne. Im letzten Punkt hast du in Bezug auf dich Recht. Wir kommen nicht mehr miteinander klar.
Ich heirate dich nicht. Wegen Hanna, meiner großen Liebe und ich verstehe auch nicht, warum du das noch willst.
Wären wir bei dieser Notlandung verbrannt, könntest du auch ohne mich leben!

Dein Walter

Von diesem Brief wird im Buch nur erzählt, daher kann man nur vermuten, wie er gelautet haben könnte. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass W. Faber diesen Brief so abschicken würde.

Der Flugzeugabsturz - Gibt es Vorwarnungen?

Auf Seite 20 stürzt das Flugzeug mit W. Faber als Passagier über der Wüste ab. Der Absturz beeinflusst die weiteren Geschehnisse stark. W. Faber freundet sich doch noch mit seinem Sitznachbarn Herbert an. Doch ab wann wird der Flugzeugabsturz angekündigt?

Bereits auf Seite 1 erhält Faber eine Zeitung mit der Schlagzeile "First Pictures Of World's greatest Air Crash In Nevada", die ihn allerdings nicht sonderlich nervös macht. Mir ist beim Lesen nicht aufgefallen, dass es sich hiermit um ein Vorzeichen für den Flugzeugabsturz handelt, doch beim zweiten Mal ist es recht auffällig. Bereits auf der ersten Seite wird auch schon von einem Schneesturm berichtet, der den Flug überschattet und darauf hinweist, dass wahrscheinlich etwas geschehen wird.
Bei dem Zwischenstopp auf Seite 10/ 11 wird Faber nervös, obwohl er nicht weiß, woher das auf einmal kommt. Doch es wirkt so, als würde er schon ahnen, was passieren wird. Er hat keine Lust mehr weiterzufliegen. Als dann auf Seite 16 bereits der erste Motor ausfällt, ist ziemlich offensichtlich, dass es zu einem Absturz kommen wird.

Während der Notlandung auf Seite 19/ 20 ist Faber ruhig.
"Meine erste Sorge: wohin mit dem Lunch?". (S.19)
In dieser Situation liegt gewisse Ironie, es kommt mir etwas unwirklich vor, bei einer Notlandung keine Angst zu haben. Hier wird deutlich, dass Faber praktikabel und rational denkt. Er denkt nach und handelt erst dann.

Bereits auf der ersten Seite finden sich "Ankündigungen" für den Flugzeugabsturz (der Schneesturm, die Schlagzeile, ...).
Diese werden durch Fabers Nervosität verstärkt und ab dem Zeitpunkt, als der erste Motor ausfällt, ist der Absturz ziemlich offensichtlich.
Der Absturz selbst beunruhigt Faber nicht weiter. Im Gegenteil, er wird ruhiger.

Die ersten 56 Seiten - "Erste Station"

Heute befasse ich mich mit den ersten 56 Seiten des Buches "Homo Faber" von Max Frisch. Walter Faber fliegt aufgrund einer Geschäftsreise nach Mexiko, wobei er Herbert, den Bruder eines alten Freundes kennenlernt. Es kommt zu einer Notlandung, die beide näher zusammenbringt. Daraufhin beschließt Faber, Herbert zu begleiten. Im Dschungel wollen sie den Freund, Joachim, besuchen, doch dieser hat sich erhängt.

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive Walter Fabers in der Vergangenheit geschrieben. Die Ich-Perspektive ist gut gewählt, denn dies bringt einem die Person Fabers noch näher, vor allem, weil viele Gedanken und Gefühle vorkommen.
Es kommen viele Hypotaxen vor, die manchmal so lang sind, dass ich sie zweimal lesen musste, um sie zu verstehen. Das hat mich irritiert und mich in meinem Lesefluss gestört. doch trotz allem waren diese schön ausgeführt. Auch werden manchmal Satzteile ausgelassen, was sehr ungewohnt ist
"Ich fühle mich nicht wohl, wenn unrasiert." (S. 27)
Trotzdem liest sich das Buch bis auf manche Stellen flüssig.
Von W. Faber erfährt man manches über seine Denkweise, die durchaus zum Nachdenken anregt. Sonderlich ausgeschmückt wird sein Charakter allerdings nicht.
Am Anfang des Buches wird von einem Flug mit anschließendem Absturz berichtet. Er trifft im Flugzeug den Bruder seines alten Freundes. Es passiert ziemlich viel und es kommt mir spannend, angenehm  und schnell zu lesen vor. Inhaltlich vergeht auch nicht allzu viel Zeit.
Die Zeit in der Wüste und im Dschungel wirken dagegen zäh und langatmig, es ist nicht mehr so spannend wie am Anfang.  Auch inhaltlich spielt sich das Geschehen dort innerhalb mehrerer Wochen ab, wobei verhältnismäßig wenig passiert.
Ich frage mich, wie es weitergeht. Zwischendrin berichtet W. Faber von seiner Jugendliebe Hanna und ich bin gespannt, ob sich die beiden im späteren Verlauf treffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich positiv überrascht bin. Die letzten Seiten waren zwar etwas langweilig, doch aufgrund des langweiligen Covers hätte ich nicht vermutet, dass es doch recht spannend wird.

Das Buch ist da!

"Homo Faber. Ein Bericht" von Max Frisch, erschienen im Jahr 1977, ist endlich da.
Walter Faber glaubt an sein rationales Weltbild, das durch eine Liebesgeschichte zerstört wird. Er muss feststellen, dass sein technisches Weltbild nicht ausreicht und ihn viel Lebensgenuss gekostet hat.

"Homo Faber" bedeutet "der schaffende Mensch" oder auch "der menschliche Heimwerker".

Das Cover wirkt auf mich uninteressant und nicht sonderlich spannend.
Was das Schiff auf dem Cover für einen Bezug zum Buch hat, ist mir anhand der Buchrückseite noch nicht ersichtlich. Ich würde es in Bezug zu einer Reise stellen.
Von mir aus hätte ich das Buch im Geschäft nicht aus dem Regal genommen, aber ich bin schon gespannt auf den Inhalt des Buches.

Willkommen!

Dies ist ein Blog über meine Leseerfahrungen mit dem Buch "Homo Faber. Ein Bericht." von Max Frisch, der im Rahmen des Deutschunterrichtes entstanden ist.